Unsere Worte zeigen, was wir fühlen. Wer auf eine positive Kommunikation achtet, motiviert sich und andere – auch im Berufsleben. Die positive Sprache lässt sich trainieren.
Die Wortwahl sagt viel über einen Menschen aus, denn unsere Sprache – die verbale und die Körpersprache – entspringt zunächst unserem Unterbewusstsein. Es sei denn, wir wählen unsere Sprache bewusst und entscheiden uns für eine positive, gehirngerechte Sprache.
Was ist eine gehirngerechte Sprache?
Unser Gehirn kennt kein „nicht“ und kein „kein“, es verarbeitet Information in Bildern. Darum klappt auch der weit bekannte Auftrag aus der Psychologie nicht: „Denken Sie jetzt bitte nicht an einen rosa Elefanten“. Natürlich tun Sie jetzt genau das, was Sie nicht tun sollten: Sie denken an einen rosa Elefanten.
So gehen die meisten Menschen leider viel zu häufig mit Sprache um. Dann bewegen wir uns gedanklich und verbal in Szenarien, die wir vermeiden wollen. Eine achtsame, positive Kommunikation sorgt für einen Abgleich zwischen unserem Innen und Außen und erhöht damit unsere Authentizität.
Authentizität meint eine möglichst große Übereinstimmung zwischen dem, was wir denken, fühlen, zeigen (Körpersprache) und sagen (Sprache).
Eine positive Wortwahl stärkt unsere Motivation, Denkleistung und Fokussierung, denn wenn wir unserem Gehirn mitteilen, was wir nicht wollen, weiß es noch lange nicht, was es anstelle dessen machen soll. Orientierung ist das Stichwort. Wo lenke ich meine Energie hin? Im Mentaltraining sprechen wir von einer „hin-zu motivierten“ anstatt von einer „von-weg motivierten“ Sprache.
Nehmen wir an, Sie stören sich an der Unpünktlichkeit eines Mitarbeiters oder eines Kollegen/in: Nun löst eine Formulierung wie: „Ich störe mich an deiner Unpünktlichkeit“ ganz andere Bilder und Emotionen aus, als eine Formulierung wie z.B.: „Da für mich Pünktlichkeit ein sehr hoher Wert ist, würde mir die Zusammenarbeit mit dir noch mehr Spaß machen, wenn du dich an unsere zeitlichen Absprachen hältst.“
Es geht darum, welche Bahnen wir mit dem, was wir sagen, in unserem Gehirn anlegen, welche “Muskeln wir trainieren” und welche Motivation wir wecken, wenn wir mit anderen oder mit uns selbst kommunizieren.
Die meisten Menschen kennen die unbewussten neurologischen Abläufe nicht und werden diese demnach auch nicht aktiv steuern können.
Das heißt der oben genannte Kollege oder Mitarbeiter würde sich nach dem Gespräch mit Ihnen unwohl und demotiviert fühlen, ohne dass er oder sie weiß, warum genau.
Die Art und Weise wie wir kommunizieren hat massive Auswirkungen auf die Qualität unserer Beziehungen – die zu unserem Umfeld und die zu uns selber. Achten Sie doch einmal darauf, was Sie über sich selber denken, wie Sie Ihre Handlungen im Alltag bewerten, also wie Sie mit sich selber reden. Meist ist das nicht sehr freundlich. Wie würden Sie sich fühlen, wenn andere so mit Ihnen sprechen würden?
Hier beginnt die achtsame Kommunikation
Wenn wir positiv besetzte Worte wählen, nehmen wir positiven Einfluss auf die Funktion unseres Gehirns. Indem wir damit zum Beispiel Areale in unserem Frontallappen stärken, welcher für logisches Denken zuständig ist.
Sehen wir uns selbst positiver, wird automatisch auch unser Blick auf die anderen freundlicher – während ein negatives Selbstbild uns kritisch auf andere blicken und an ihnen zweifeln lässt.
So erhält das „Positive Denken“ und reden eine hochwissenschaftliche Dimension, weit weg von einer eventuellen esoterischen Assoziation dazu.
Negative Worte schränken das Denken ein
Worte des Ärgers erzeugen Alarmsignale im Hirn und fahren die Aktivität im Frontallappen herunter. Die Aktivität im Angstzentrum, der Amygdala, nimmt hingegen zu und stresserzeugende Hormone werden durch unsere Blutbahnen gepumpt.
Negativ besetzte Worte verhindern die Produktion bestimmter Botenstoffe, die für ein gutes Stressmanagement nötig sind. Das war in früheren Zeiten wichtig, als Sorgen und Anspannung für unser Überleben notwendig waren und wir schnell und ohne Nachdenken handeln mussten.
Was können Sie also konkret tun, um positiv zu kommunizieren?
Positivere Gedanken lassen sich trainieren:
Durch stetiges Wiederholen positiver Worte, positiver innerer Bilder und Gefühle können sogar jene Menschen, die genetisch eher zu einem halb leeren Glas neigen, ihr Gehirn so verändern, dass eine optimistischere Lebenseinstellung die Folge ist.
Eine Studie aus dem Gebiet der Positiven Psychologie bekräftigt, wie wichtig es ist, uns mehr auf positive Worte zu konzentrieren, aber auch auf Erlebnisse. Eine Gruppe von Menschen sollte jeden Abend drei Dinge aufschreiben, die gut für sie liefen, inklusive einer Erklärung, warum das so war. In den folgenden drei Monaten stieg ihr Glückslevel deutlich, depressive Gefühle schrumpften nach und nach, anders als bei der Kontrollgruppe, die über etwas Neutrales schrieb.
Halten Sie im Alltag gerade dann, wenn Sie emotional angespannt sind, erst einmal inne und gehen gedanklich einen Schritt zurück. Nehmen Sie dann einen tiefen Atemzug und beobachten Sie in der so gewonnenen Ruhe Ihre Gedanken, bevor Sie diese über die Tonspur nach außen geben.
Der tiefe Atemzug ermöglicht Ihnen den Zugang zu einer alternativen, positiveren Wortwahl, welcher uns unter Stress verwehrt bleibt.
Sie haben also die Wahl und wie immer gilt auch hier: Übung macht den Meister.
Erschienen am 22. August 2017 in der Wirtschaftswoche